Ilse Langguth

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Ilse Langguth (vorne) bei der DRAFD im Januar 2008

Ilse Langguth geb. Schlesinger

* 29.05.1921 in Neustadt/OS – 1.7.2022 in Berlin

Ilse wuchs in Cosel, einer Kleinstadt in Oberschlesien auf. Ihr Vater besaß einen kleinen Kolonialwarenhandel, der bei den Einwohnern der Stadt sehr bekannt und beliebt war. Ihr Vater war im 1. Weltkrieg Frontsoldat, Feldwebel, und wurde mit dem „Eisernen Kreuz“ ausgezeichnet.

Ilse besuchte die Volksschule und dann das Gymnasium der Stadt, welches sie dann, 1935 verlassen musste, weil jüdische Schüler kein Gymnasium mehr besuchen durften. Sie begann dann eine landwirtschaftliche Ausbildung, mit dem Ziel, auszuwandern und dann in der Landwirtschaft arbeiten zu können. 1938 musste sie sich dann von ihren Eltern trennen, gemeinsam mit ihrem älteren Bruder Hans, konnte sie nach Groß Britannien ausreisen, die Eltern mussten zurückbleiben, später ihr Haus räumen und mussten dann, bis zu ihrem Abtransport in Richtung Vernichtungslager Auschwitz im Leichenkeller des jüdischen Friedhof von Cosel leben.

In Großbritannien war Sie zunächst auf einer Rinderfarm in der südenglischen Grafschaft Dorset als Arbeiterin beschäftigt, dann wurde ihr das Studium an die Landwirtschaftliche Hochschule in Glasgow ermöglicht. In Glasgow bekam sie Kontakt zum Scottish Refugee Centre (Schottisches Flüchtlingszentrum). Nach Kriegsbeginn gab sie ihr Studium auf und arbeitete als Milchprüferin für das Scottish Milk Marketing Board, einer Einrichtung, die für die Qualitätskontrolle in der schottischen Milchwirtschaft zuständig war. Ilse war Mitglied der Gruppe deutscher Gewerkschafter in Großbritannien (Trade Union Centre for German Workers in Great Britain) und der Freien Deutschen Bewegung in Großbritannien (Free German Movement in Great Britain). Den Hauptteil Ihrer politischen Arbeit leistete Sie im Rahmen der Democratic Association of German Refugee Women in Scotland (Demokratischer Verband Deutscher Flüchtlingsfrauen in Schottland). Zusammen mit anderen Emigranten beteiligte sie sich auch an Spendensammlungen oder am Verkauf von Zeitungen, zum Beispiel Woman at Work (Die arbeitende Frau), eine von Emigranten herausgegebene Frauenzeitung.

1946 kehrte Sie mit ihrem Ehemann Ernst nach Deutschland, nach Berlin-Prenzlauer Berg, zurück. Sie hatten 2 Kinder.

Ilse Langguth arbeitete ab 1950 als Dolmetscherin an der Botschaft der Volksrepublik China in der DDR. Anknüpfend an ihre Arbeit in den Frauenkomitees in der Emigration war sie von 1951 bis zu ihrer Berentung 1981 bei der Internationalen Frauenföderation (IDFF) als politische Mitarbeiterin tätig, wo sie aktiv für die Rechte der Frauen auf der ganzen Welt wirkte.

Solange es ihre Gesundheit zuließ war Ilse Langguth Mitglied des Vorstandes der VVN/BdA Berlin-Prenzlauer Berg.

Im Herbst 2015 ersteigerte das Jüdische Museum Berlin ein Fotoalbum, dessen Herkunft mit »Groß Breesen«, ein Ort in Schlesien (heute Brzeźno), ausgewiesen war. Es war das Geburtstagsgeschenk zum 17. Geburtstag an Ilse von ihren jüdischen Freundinnen und Freunden aus der Ausbildungsstätte in Groß Breesen. Sie hatte 1938 dieses Geschenk nicht mehr erhalten, weil sie kurzfristig eine Fluchtmöglichkeit nach Schottland bekam.

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